Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Symposium für ehrenamtlich Engagierte abGRENZEN versus Selbstfürsorge – für ein STARKES Ehrenamt

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Am 04.04.2024 fand das Symposium im Congress Centrum Villach zum Auftakt des 8. Österreichischen Interprofessionellen Palliativkongresses statt.

Barbara Schwarz (HOSPIZ ÖSTERREICH) und Heidi Stockenbojer (Kärntner Landesverband Hospiz) begrüßten 260 Ehrenamtliche aus ganz Österreich zu beginn mit ein paar beeindruckenden Fakten:
Derzeit sind 3431 Ehrenamtliche in 71 Hospizteams in Österreich tätig, 2022 haben sie 359.167 Stunden und davon 229.027 in der Begleitung geleistet. Das Ehrenamt in der Hospiz und Palliative Care ist vorwiegend weiblich und eine wesentliche, tragende Säule der Hospizarbeit.
Und zwar weil Ehrenamtliche Zeit haben, zuhören, absichtslos da sind, Raum geben, begleiten, um gemeinsam dem Leben auf der Spur zu bleiben, kleine Wünsche erfüllen, Freude schenken und damit insgesamt für Menschlichkeit und damit Lebensqualität sorgen.

Mit dem Hospiz- und Palliativfondsgesetz (HosPalFG) die öffentliche Hand Verantwortung für Hospiz und Palliative Care in Österreich übernommen, aber für die Ehrenamtlichen hat sich nichts verändert, weil das, was sie tun, durch kein Gesetz finanziert werden kann. Es ist vielmehr so, dass die finanzierten Strukturen die Ehrenamtlichen brauchen. Hauptamtliche Strukturen können nur dann qualitätsvolle Betreuung und Begleitung leisten, wenn sie von Ehrenamtlichen dabei unterstützt werden.

Auch Rudolf Likar (1. Vizepräsident der Österreichische Palliativgesellschaft und Vorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz, Zentrum für Palliativmedizin, Onkologie und Schmerztherapie am KLINIKUM Klagenfurt) bedankte sich bei den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz und meinte dieses hospizliche Engagement wäre auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen nötig.

Sarah Katholnig, Vize-Bürgermeisterin von Villach äußerte ihre Hochachtung für die Arbeit der Ehrenamtlichen und meinte, die Politik müssen dafür sorgen, das Ehrenamt sichtbarer zu machen und mehr Menschen zu motivieren, auch ehrenamtlich tätig zu werden.

Hans Schönegger (Vertreter der Sparkassen Stiftung und Ehrenamtlicher Hospizbegleiter) berichtete von seiner Herkunft von Osttiroler Bergbauern, wo es üblich war, dass Menschen zu Hause betreut wurden und sterben konnten sowie vom gesellschaftspolitischen Auftrag der Sparkassen.

Auch Landesrätin Dr. Prettner, Gesundheitsreferentin Kärnten bedauerte die Entwicklung, dass früher Sterben etwas Normales, Selbstverständliches war und heute der Tod so aus Leben verdrängt ist, dass die meisten Erwachsenen noch nie einen Toten gesehen haben. Sie freute sich über die vielen beherzten Menschen und konstatierte, dass Kärnten im Bereich Hospiz- und Palliative Care gut aufgestellt sei aber einen weiteren Ausbau plane.

Den ersten Vortrag hielt DDDr. Karl Isak zum Thema „Gehirngerechte Kommunikation in der hospizlichen und palliativen Arbeit“ über die Bedeutung von Glück und Hoffnung in der Kommunikation.

Lob ist wie Opium und Worte lösen Emotionen aus. Was können wir bei denen, die wir betreuen, auslösen? Wir können Glück auslösen und die Neurotransmitter aktivieren, indem wir durch Erzählungen, Bilder, Geschichten die Produktion von Glückshormonen anregen. Endorphine sind körpereigene Schmerzmittel. Glückliche Menschen verspüren weniger Schmerzen. Das Bindungshormon Oxytocin reduziert die Angst haben, schärft Denken und Sinneswahrnehmung. Dopamin motiviert und Serotonin beruhigt. Das Wichtigste in der Kommunikation ist das Zuhören. Offene Fragen stellen, um schöne Erinnerungen zu aktivieren, erzeugt Glück.
Isak rief die Ehrenamtlichen auch dazu auf, für ihr eigenes Glück zu sorgen, denn nur wenn man selbst glücklich ist, kann man auch Glück vermitteln.

Nach der Pause erwarteten die Teilnehmer:innen auf den Plätzen ein Emaille-Häferl mit Sprüchen und darin eine Packung Nudeln. Wie das mit Selbstfürsorge zusammen hängt, beantworteten Dr.in Christine Fischer-Kienberger und Mag.a Marlies Wieser unter dem Titel: „Selbstfürsorge – Achtsamkeit im Ehrenamt – gut zu dir – gut zu mir!“ mit einer interaktiven Reise. Parallel zum Vortrag wurden die Inhalte mittels Graphic Recording zeichnerisch festgehalten, alle konnten das Entstehen des Bildes auf der Leinwand mitverfolgen.

„Weder Selbstaufgabe noch Egoismus sollen in der ehrenamtlichen Arbeit Platz haben.“, die Balance zwischen Geben und Nehmen ist essenziell, um langfristig gut und gesund als Ehrenamtliche:r aktiv zu sein. Die Lotosblume, deren Blätter Wasser und jeglichen Schmutz abweisen, war Metapher dafür, wie wichtig es ist, sich in herausfordernden Begleitungssituationen manchmal abzugrenzen, Emotionen, Worte und Bilder abperlen zu lassen, um achtsam mit sich selbst umzugehen. „Achtsamkeit kann trainiert werden, sie im Alltag zu integrieren ist wichtig.“ Das ist oft mit wenig Aufwand möglich, z.B. durch bewusstes Atmen.
Das Herzstück des Vortrags bildeten die acht Prinzipien der Achtsamkeit: Wertneutralität, Anfänger:innengeist, Geduld, Vertrauen, Akzeptanz, Teflon-Geist, Loslassen sowie Liebe & Mitgefühl.

Zusätzlich gilt Dankbarkeit als Königsdisziplin, es ist wissenschaftlich belegt, dass Personen, die dankbar sind, glücklicher und stressresistenter sind. Auch kreative Tätigkeit senkt den Cortisolspiegel (Stresshormon) im Blut wesentlich. Mit „Es muss nicht immer alles perfekt sein!“, endete der kurzweilige und spannende Vortrag der beiden Kärntnerinnen mit tosendem Applaus – zum Abschluss wurde bei den Ausgängen Kopien des Graphic Recordings als Erinnerung verschenkt.