Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Palliativmedizin für alle, die sie brauchen: PALL4ALL

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Nach dem Motto „Palliativmedizin für alle, die sie brauchen!“ möchte die Klinische Abteilung für Palliativmedizin 17K im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, auch nicht-versicherten Patient:innen symptomorientierte Therapien bieten.

Deshalb wurde von Dr.in Anna Kitta, BA, MSc, Dr.in Franziska Ecker, Prof.in PD in DDr.in Eva Katharina Masel, MSc und Dr.in Jessica Dyna Stöger, PM.ME das Projekt PALL4ALL gegründet. PALL4ALL steht für das Angebot an palliativmedizinischer Betreuung sowie Palliative Care unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, Versicherungsstatus, sozialem Status und persönlicher Biografie der Patient:innen.

Derzeit sind die Initiator:innen im Austausch mit der Ärztlichen Direktion des Wiener Allgemeinen Krankenhauses, um für die Betreuung nicht-versicherter Palliativpatient:innen Strukturen zu etablieren, die eine rasche und unbürokratische Aufnahme ermöglichen.

Durch die im Rahmen der Masterthesis „Hemmnisse und Möglichkeiten der palliativmedizinischen Versorgung marginalisierter Personengruppen – Eine care-ethische Beleuchtung“ geführten Interviews konnte eine wertvolle Vernetzung zwischen Betreuungseinrichtungen für marginalisierte Personen und der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin etabliert werden.

In weiterer Folge soll ein regelmäßiger und intensiver Kontakt zu Vertrauenspersonen der künftigen Patient:innen stattfinden, um in eine tragfähige Beziehung zu treten. Diese Vertrauenspersonen wie beispielsweise Ärzt:innen, Pflegepersonen und Sozialarbeiter:innen aus den diversen Betreuungseinrichtungen fungieren als wichtiges Bindeglied.

Durch die behandelnden Ärzt:innen und das interprofessionelle Palliativteam kann und soll die Aufklärung über lebensbedrohliche Erkrankungen sowie die Möglichkeit von Symptomlinderung durch die palliativmedizinische Ambulanz erfolgen. Gleichzeitig kann durch die Kontaktaufnahme zur Klinischen Abteilung für Palliativmedizin wertvolle Vertrauensarbeit geleistet werden.

Um die Patient:innen in Zukunft bestmöglich behandeln und betreuen zu können, ist es unabdingbar, entgegengebrachtes Vertrauen nicht zu verletzen. Es ist ein Privileg, mit höchst vulnerablen Patient:innen zu arbeiten, zugleich muss sich das Team der großen Verantwortung im Umgang mit Menschen bewusst sein, die bislang oft wenig positive Erfahrungen im Gesundheitssystem gemacht haben und daher den Angeboten eher misstrauisch gegenüber stehen.

In der Palliativmedizin werden in der Behandlung von starken (Tumor)Schmerzen erfolgreich Opioide eingesetzt, daher müssen die Kolleg:innen speziell in der Behandlung von Substitutionspatient:innen achtsam bleiben, um Schaden an den Patient:innen selbst, An- und Zugehörigen sowie Opioidabhängigen auf der Straße und Schaden am Gesundheitssystem selbst zu verhindern.

Sorgfältige Anamnesen sowie Kontakt zu substituierenden Ärzt:innen und Achtsamkeit sind gefordert.

Um das Projekt PALL4ALL erfolgreich durchführen zu können, werden in weiterer Folge Supervisionen, Intervisionen und zu guter Letzt auch Interviews mit den Betroffenen selbst notwendig sein.

Um an der Ambulanz betreut werden zu können, ist eine bereits stattgehabte Aufklärung über die lebensverkürzende Erkrankung mit fehlender Möglichkeit einer Heilung notwendig. Das Krankheitsspektrum ist nicht auf Erkrankungen des onkologischen Formenkreises beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf andere unheilbare Erkrankungen.

Die Ambulanz der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin befindet sich auf der Palliativstation 17K und ist jeden Donnerstag für Patient:innen mit palliativmedizinischen Bedürfnissen geöffnet.

Die Symptome und Sorgen von unheilbar kranken Patient:innen können vielfältig sein und sprengen häufig den Rahmen üblicher ambulanter Kapazitäten. Aus diesem Grund wird auf der Station die palliativmedizinische Ambulanz angeboten. In einem ausführlichen Gespräch werden vorliegende Symptome erfasst und den Betroffenen (auf Wunsch auch ihren An- und Zugehörigen) die Möglichkeiten der Palliativmedizin nähergebracht. Im Weiteren kann eine ambulante Symptomlinderung (Schmerztherapie o.ä.) eingeleitet werden. Eine möglichst frühzeitige Integration in das palliativmedizinische Versorgungsangebot bietet für Patient:innen und An- und Zugehörige nachweislich große Vorteile und ermöglicht eine verbesserte Lebensqualität aller Betroffenen.

Patient:innen können auch gern bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung einer unheilbaren Erkrankung (auch bei laufender, zunächst noch auf Heilung ausgerichteter Therapie) im Sinne einer Timely Palliative Care an der Ambulanz vorgestellt werden. Um frühzeitige telefonische Terminvereinbarung unter 01/40 400-77800 wird gebeten. Vor Zuweisung ist ein kurzes informatives Gespräch („Was ist Palliativmedizin?“) mit den Patient:innen wünschenswert.

Das ausgefüllte Zuweisungsformular ist bitte an 01/40 400-78600 zu faxen. Bei Patient:innen im Substitutionsprogramm wäre wünschenswert, eine Kopie des aktuellen Suchtgift-Rezeptes zu übermitteln.

Sollte es bei nicht versicherten Patient:innen notwendig werden, Rezepte auszustellen, können Medikations-Empfehlungen gegeben werden, damit ein Rezept durch die jeweiligen, niederschwelligen Betreuungsstrukturen ausgestellt werden kann.

Diese Vorgehensweise kann womöglich die Compliance der Patient:innen negativ beeinflussen, da es bestimmt herausfordernd ist, in reduziertem Allgemeinzustand, unter Schmerzen sowie in prekären Lebensumständen derlei organisatorische Hürden zu bewerkstelligen. Derzeit gibt es jedoch leider keine andere Möglichkeit, Medikamente zu rezeptieren.

Gerade bei marginalisierten Personen ist es wichtig, eine Vertrauensbasis aufbauen zu können, dazu ist vermutlich ein regelmäßiger und intensiver Kontakt zu Vertrauenspersonen (Ärzt:innen, DGKP, DAS, Dolmetscher:innen) in Versorgungseinrichtungen wünschenswert und sinnvoll.

Kurz zusammengefasst das Wichtigste:

  • Palliativmedizinische Ambulanz jeden Donnerstag (08:00-13:00 Uhr)
  • Telefonische Terminvereinbarung unter 01/40 400-77800
  • Patient:innen mit unheilbarer Erkrankung und belastenden Symptomen

Ansprechpersonen für das Projekt sind Dr. Joachim Bär, Dr.in Franziska Ecker und Dr.in Jessica Dyna Stöger, PM.ME. Die Ambulanz für Palliativmedizin und symptomorientierte Therapie des Allgemeinen Krankenhauses Wien möchte den Zugang für alle Menschen möglich machen und deshalb gern mit niederschwelligen Betreuungseinrichtungen wie z.B. Louisebus, Ambermed, Neunerhaus, Haus Jaro, Amber-Med etc. zusammenarbeiten. Dies inkludiert auch unversicherte Menschen, die in Zukunft gern an der Ambulanz betreut werden. Das Motto lautet „Palliativmedizin für alle, die sie brauchen!

Klinische Abteilung für Palliativmedizin – AKH