Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Internationales Symposium „Das Ehrenamt in der Hospiz- und Palliativversorgung – Herausforderungen und Chancen 2030“

veröffentlicht am

Über 300 TeilnehmerInnen aus 18 Ländern, ein Großteil davon ehrenamtliche HospizmitarbeiterInnen aus Deutschland und KoordinatorInnen von Hospizteams, trafen sich am 25. Mai 2019 in Berlin im Rahmen des 13. Weltkongresses der European Association for Palliative Care (EAPC) zu einem Symposium.

Diese ganztägige sehr lebendige Veranstaltung war in Kooperation der EAPC Task Force on Volunteering, des Dachverbandes Hospiz Österreich, der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes (DHPV) organisiert worden und widmete sich den wichtigsten Herausforderungen und Chancen 2030, wie z. B. junge Ehrenamtliche, Bildung, Rolle der Ehrenamtlichen in der Versorgung, notwendige Strukturen und Forschung. Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich und Co-Leiterin der EAPC Taskforce zum Ehrenamt im Bereich von Hospiz und Palliative Care in Europa,  und Lukas Radbruch, Präsident der DPG, leiteten durch den Tag .

Einführung und Beginn

Am Beginn standen die Grußworte von Silvia Hartwig in Vertretung der deutschen Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Christoph Ostgathe, dem neuen Präsidenten der EAPC, Lukas Radbruch, Präsident der DPG, Waltraud Klasnic, Präsidentin Dachverband Hospiz Österreich, Anja Scheider, Vizepräsidentin DHPV und Leena Pelttari und Ros Scott als Leiterinnen der Taskforce zum Ehrenamt in Europa. Alle betonten den wichtigen Beitrag, den Ehrenamtliche in der Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen und ihren An- und Zugehörigen leisten.

Der Blick über Europa hinaus: Kerala/Indien und Subsahara Afrika

International war dann der Einstieg in das Thema durch M. R. Rajagopal aus Indien, der über den Aufbau und die Arbeit von caring communities/sorgenden Gemeinschaften in Kerala berichtete. Speziell ausgebildete Ehrenamtliche aus den communities übernehmen eine wichtige und menschlich verbindende Funktion zwischen der Mikro- und Makrostruktur der Gesundheitsversorgung und von Palliative Care. Rajagopal verschwieg auch Probleme und Hindernisse nicht. Fatia Kiyange aus Uganda, Programmdirektorin der African Palliative Care Association (APCA), gab einen Einblick in das Ehrenamt in afrikanischen Subsahara- Ländern. 70% der HIV PatientInnen leben in Afrika. Die Last dieser Krankheit und die sich verändernde Gesellschaft haben die Rolle der Ehrenamtlichen noch wichtiger gemacht.

DHPV Forschungsprojekt zum Ehrenamt

Über die Ergebnisse des DHPV-Forschungsprojekts „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit“ berichtete anschließend Anja Schneider. 900 Hospizteams in Deutschland sind SAPV gefördert, 600 nicht, d.h. sie arbeiten rein ehrenamtlich ohne hauptamtliche Koordination. Der Kern des Ehrenamts liegt in den Gaben von Zeit – Dasein – Aushalten. Zugleich stehen Ehrenamtliche für die gelebte Solidarität der Gesellschaft mit den Sterbenden. Hospizarbeit ist in Deutschland ziemlich homogen, nämlich weiblich und mittelschichtsbasiert, zumeist Frauen in der späten Erwerbs- oder Nacherwerbsphase . Um für die Zukunft gerüstet zu sein, muss das Ehrenamt breiter und bunter werden.

Geschichten des ehrenamtlichen Engagements

Nach der Mittagspause, die neben dem Essen auch zum Betrachten der ausgestellten Poster zum Ehrenamt und zum Austausch genutzt wurde, erzählten Ehrenamtliche am Podium kurz aus der Geschichte ihres Engagements: Monika aus Innsbruck vertrat dabei Österreich, Blazenka Kroatien, Ewelina Polen und die jungen UngarInnen Boldizsár und Zsofia Ungarn.

Ehrenamt in Europa – der EAPC Atlas 2019

Carla Reigada vom Team der Universität Navarra gab einen Einblick in den neu aufgenommenen Abschnitt zum Ehrenamt im EAPC Atlas of Palliative Care in Europe 2019. Leena Pelttari’s Engagement trug maßgeblich dazu bei, dass Informationen zum Ehrenamt nun Teil des EAPC Atlas sind. Sie und Ros Scott hatten zusätzlich bei der Konzeption der Datenabfrage in diesem Bereich als Expertinnen mitgewirkt.

Wie sich das Ehrenamt verändert – Herausforderungen und Chancen 2013

Dann gehörte die Bühne VertreterInnen aus Belgien (Steven Vanderstichelen), Deutschland (Anja Schneider), Frankreich (Catherine Renard), Großbritannien und Irland (Ros Scott), Italien (Chiara Caraffa), Niederlande (Anne Goossensen), Österreich (Karl Bitschnau), Polen (Leszek Pawlowski), Serbien (Mijodrag Bogicevic), Spanien (Carla Reigada) und Ungarn (Ágnes Zana). Sie schilderten die höchst unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen des Ehrenamts im Blick auf ihre Länder und die Zukunft. Einigkeit herrschte im Wunsch nach einer bunten Vielfalt im Ehrenamt, einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen und einer weitergehenden Enttabuisierung und Integration von Sterben und Tod in die Gesellschaft.

Eine Stimme für das Ehrenamt – die Madrid Charta und ihre Wirkung

Leena Pelttari und Ros Scott präsentierten dann erste Ergebnisse zur Wirkung der 2017 veröffentlichten Charta zum Ehrenamt in Hospiz und Palliative Care . Sie sei eine wichtige Hilfe im Rollenverständnis, nämlich die Ehrenamtlichen neben hauptamtlich Betreuenden und Familie und Nahestehenden als dritte gleichwertige Ressource anzuerkennen.

Die Charta braucht nach wie vor Ihre Stimme: unterzeichnen auch Sie unter https://www.change.org/p/voice-of-volunteering-in-hospice-and-palliative-care

World Café zu Themenkreisen

Der Rest des Nachmittags wurde in lebhaftem Austausch in Themengruppen verbracht. Die Themen umfassten (Aus)Bildung von Ehrenamtlichen und KoordinatorInnen, Qualitätssicherung und Rahmenbedingungen, Veränderungen und Herausforderungen, Da Sein, Ehrenamt und Gesellschaft und die Zukunft des Ehrenamtes. Die wichtigsten Empfehlungen an das Plenum und die größten Themen/Herausforderungen jeder Themengruppe wurden auf Flipcharts festgehalten und anschließend  im Plenum vorgestellt. Diese Ergebnisse werden von der Taskforce on Volunteering als Grundlage für die Weiterarbeit verwendet.

Bereichert von neuen Sichtweisen und neuen Kontakten fuhren die TeilnehmerInnen nach Hause.

Ein großer Dank geht an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Deutschland für die finanzielle Unterstützung des Symposiums und die ERSTE Stiftung, die den ehrenamtlichen TeilnehmerInnen und HospizkoordinatorInnen aus osteuropäischen Ländern die Reisekosten ersetzen konnte.

Summary Symposium in English

Offizieller Berichtsband deutsch

Proceedings (Berichtsband in Englisch)

Copyright Fotos: DPG

Zur Vergrößerung der Ansicht, klicken Sie bitte auf ein Foto.