Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Klang. Räume

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Saltaqua, Ocean Drum, Tamtam, Zenko Equinox, Himmelsleiter – das sind Bezeichnungen kaum bekannter Instrumente, die Manuela Eder bei ihrer Arbeit verwendet, wenn sie Klangreisen und -meditationen anbietet. Ich treffe Manuela Eder Ende Oktober zum Zoom Gespräch über die heilsame Wirkung von Klang und Musik:

„Manuela, so wunderschön fremd die Namen Deiner Instrumente klingen, so unbeschreiblich sind die Klänge, die Du mit ihnen erzeugst. Meine intensivste Erinnerung habe ich an die Klänge der Handpan auf einer Klangreise, auf die Du mich vor einigen Jahren im Rahmen einer gemeinsamen Ausbildung mitgenommen hast. Ich hatte das Gefühl, über die Klänge in eine andere Welt blicken zu können.“

Manuela Eder spricht von diesen Welten als „Klangräume“ und sagt: „Musik ist für viele Menschen wichtig. Daher kann Musik auch gezielt eingesetzt werden. Man denke nur an die Musik im Kaufhaus, die uns zum Kauf animieren soll und das auch vermag.

Besonders Lieder, ihre Melodien und Texte, sind oftmals mit Erinnerungen verbunden. Unabhängig von der Qualität der Musik kommen die Emotionen sofort hoch, wenn das entsprechende Lied gespielt wird.

Klang und Musik können Räume eröffnen, in denen wir sein können, wie wir gerade in diesem Moment sind. Ich arbeite dafür mit Harmonien, mit der Harmonielehre des Pythagoras, mit Akkorden und Oktaven. Wenn Gespräche nicht möglich oder angebracht sind, stellt der Klang eine Möglichkeit dar, in Kontakt zu treten und Ressourcen freizusetzen.“

Das klingt spannend und gleichzeitig auch theoretisch. Ich bitte Manuela, ein Beispiel zu erzählen. Sie erzählt mir von Frau G.:

“Während meiner Arbeit im Tageshospiz in Hall, begegnete mir Frau G., eine junge Frau mit einem sehr schmerzhaften Mammakarzinom. Die Schmerzen konnten zwar auf der Palliativstation durch eine Schmerzpumpe gemildert werden, aber das Leid blieb und es ging ihr schlecht.

Zur Klangstunde ist Frau G. ins Tageshospiz gekommen und wir haben uns nach den Klangreisen über die Bilder, die bei allen entstanden sind, unterhalten. Manchmal schrieben wir auch Gedichte – wir fügten solange Worte zusammen, bis nach und nach Gedichte daraus wurden.

Einmal kam Frau G. schmerzverzerrt in die Klangstunde, alles war anstrengend für sie, alles tat ihr weh. In dieser Stunde ist folgendes Gedicht entstanden:

„Ruhe und Regenprasseln

……..und Tautropfen

Die Schmerzen ziehen lassen

Die Freude zulassen“

Obwohl die Situation so schwer für sie war, konnte Frau G. mit dieser Freude aus der Stunde gehen. Klang war ihr Weg, Räume zu finden, in denen sie kommunizieren konnte. Gespräche waren schwierig, aber mit Musik konnte ich sie erreichen. In der Musik und im Klang konnte sie wieder Ressourcen für ihren Alltag finden.“

Das klingt berührend… „Ja“, stimmt Manuela zu „aber was in manchen Momenten für die einen hilfreich und heilsam ist, kann dennoch für andere nicht funktionieren. Klang und Musik sind nicht für jede Person und jede Situation passend.“

Manuela erklärt: „Es macht einen Unterschied, ob jemand ins Tageshospiz kommt und wir in den Klangstunden an den Ressourcen für das tägliche Leben arbeiten, – an der Erhaltung der Lebensqualität und der Qualität des Alltags. Diese Menschen können den Klang aktiv für sich nutzen.

Oder, ob ich auf der Palliativstation zu einem sterbenden Menschen gerufen werde. Dann muss ich sehr behutsam sein. Nicht immer braucht es den Klang, manchmal braucht es das gesprochene Wort und manchmal braucht es auch nur die Stille.

Jeder Mensch und jede Situation ist unterschiedlich – ich bin nur die Weggefährtin und begleite.“

Manuela Eder, MSc,
lebt und arbeitet in Tirol, sie ist ehrenamtlich als Hospizbegleiterin auf der Palliativstation in Hall tätig. In freier Praxis begleitet sie Menschen mit Klang und Gespräch in allen Übergangssituationen des Lebens. Manuela Eder beschäftigt sich mit der Erforschung und Wirkung des Klangs und hat dazu auch ihre Masterthesis verfasst.
www.klangsalz.at

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