Hospiz und Palliative Care ist die ganzheitliche Betreuung eines schwer erkrankten Menschen und seiner Familie. Dabei steht, wie der deutsche Palliativmediziner und Schmerztherapeut Hans Christof Müller-Busch formuliert hat, nicht die Krankheit im Mittelpunkt – sondern „der Mensch in seiner schicksalshaften Lebenssituation.“
Schicksalshaft wird die Lebenssituation, wenn die Krankheit so weit fortgeschritten oder wie z.B. im Fall von Demenz oder ALS (Amyotropher Lateralsklerose) grundsätzlich so ausgeprägt ist, dass die auf Heilung oder Wiederherstellung ausgerichteten Therapieversuche wenig erfolgversprechend sind.
Sobald das klar ist, sollte den Erkrankten allen gültigen Empfehlungen nach unverzüglich eine palliative Betreuung angeboten werden – parallel zu kurativen oder rehabilitativen Behandlungen.

Hospiz und Palliative Care ist wirksam

Wissenschaftliche Untersuchungen[1] belegen die Wirksamkeit von Hospiz und Palliative Care. Die von aufrichtiger und offener Kommunikation geprägte Betreuung vermag die Lebensqualität der Betroffenen in der letzten Lebensphase entscheidend zu verbessern. Darüber hinaus stärkt Hospiz und Palliative Care deren Autonomie und erspart ihnen so manche aggressive Therapie am Lebensende. All das zusammen führt mitunter sogar zu einer Verlängerung der Lebenszeit.

[1] Gärtner J et al., Frühzeitige spezialisierte palliativmedizinische Mitbehandlung. In: Z Palliativmed 2016; 17:83-93

Hospiz und Palliative Care ist ein Angebot

Gegen den Willen des/der Erkrankten ist Hospiz und Palliative Care allerdings weder sinnvoll noch möglich. Hospiz und Palliative Care ist ein Angebot. Es anzunehmen oder abzulehnen, ist die freie Entscheidung des kranken Menschen, die es zu respektieren gilt. Cicely Saunders, die charismatische Pionierin der Hospizbewegung, hat es auf den Punkt gebracht: „Du zählst, weil du bist, wer du bist, und du zählst bis zum letzten Moment deines Lebens.“ Zu zählen bedeutet, wählen zu können: Ob, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Intensität die Begleitung erwünscht ist.

Aspekte von Hospiz und Palliative Care

Hospiz und Palliative Care ist nicht schwierig. Aber komplex, da Hospiz- und Palliativbetreuung viele verschiedene Aspekte umfasst. Allen Aspekten gerecht zu werden, ist in der Begleitung weder immer möglich noch immer notwendig.

Folgende Aspekte sind Teil von Hospiz und Palliative Care:

  1. Krankheitsverständnis schaffen: Im persönlichen Gespräch erfahren die Betroffenen, wie ihre Krankheit erfahrungsgemäß verläuft und wie sie in ihrem eigenen Fall – bei aller Unsicherheit der Prognose – voraussichtlich voranschreiten wird. Diese Gespräche müssen mit Feingefühl geführt werden und Gelegenheit bieten, alle notwendigen Fragen zu stellen. Je früher es erfolgt, desto besser.
  2. Individuelle Belastungen thematisieren: Damit die Betroffenen – und betroffen sind auch die Angehörigen! – die Diagnose und Prognose annehmen können, brauchen sie Raum zur Klärung der Frage: „Was heißt das jetzt für mich und für uns in meiner bzw. unserer Lebenssituation?“
  3. Schmerz- und Symptomlinderung: Sie muss über das Medizinische hinausgehen, da auch der Schmerz und viele Symptome (wie Übelkeit, extreme Müdigkeit….) über das Körperliche hinausgehen. Physischer Schmerz ist untrennbar mit psychischem, sozialem und auch spirituellem Leiden verbunden.
  4. Ermutigung zu Entscheidung: Hospiz und Palliative Care unterstützt den kranken Menschen bei der Entscheidungsfindung und -äußerung zu wichtigen Fragen am Lebensende. Soll ein Tumor weiter bekämpft werden? Kommt künstliche Ernährung in Frage? Ist im Falle eines Notfalls ein Reanimationsversuch erlaubt bzw. erwünscht?
  5. Mit Hoffnung leben: Dass keine Heilung mehr zu erhoffen ist, heißt nicht, dass auch die Hoffnung auf eine gute Lebenszeit bis zum Abschied aufgegeben werden muss. Im Gegenteil!
    Die letzte Zeit gut zu gestalten, schließt die sogenannte Vermächtnisarbeit ein. Dabei regeln die Betroffenen zum Beispiel alle Fragen, die ihr Begräbnis und den Nachlass betreffen, bzw. welche Lebensbotschaften sie ihren Angehörigen hinterlassen möchten. Gleichzeitig gilt es auch, möglichst intensiv im Hier und Jetzt zu sein und dem nachzugehen, was gelebt und getan werden will.
  6. Spirituelle Begleitung: Nicht alle, aber viele Menschen wünschen sich am Lebensende spirituelle Begleitung, die ihrem persönlichen Glauben und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen muss.
  7. Kontinuierliche Betreuung: Damit die Begleitung unterbrechungsfrei bis zum Tod – und die der Angehörigen noch darüber hinaus – erfolgen kann, muss geklärt werden, wo die Patientin bzw. der Patient die letzte Lebenszeit bei fortschreitender Erkrankung verbringen wird: Zuhause oder stationär?

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