Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Abschlusskonferenz „NARZISSE – Modellprogramm zur Hospizbetreuung entlang der Grenze“

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Am 17 . November 2014 fand im Anschluss an eine Pressekonferenz die Abschlusskonferenz des EU Projekts „Narzisse – Modellprogramm zur Hospizbetreuung entlang der Grenze“ statt. Rund 100 TeilnehmerInnen aus den beteiligten Ländern (Wien, Burgenland aus Österreich und Komitat Zala in Ungarn) trafen sich in Eisenstadt zu den Impulsvorträgen von Harald Retschitzegger, Sonja Thalinger und den Präsentationen der acht am Projekt beteiligten Heime. Es war eine sehr lebendige Veranstaltung, von Christine Marold schwungvoll moderiert.

Zalaegerszeg   DVH_logo90_dach

 

Grußworte zu Beginn

Dr. Peter Rezar, Soziallandesrat Burgenland, betonte die Wichtigkeit der Wertschätzung und wünschte den Projektpartnern weiterhin viel Erfolg.
Jürgen Grandits, stellvertretender Geschäftsführer BFI Burgenland und Leadpartner im Projekt, merkte an, dass die grenzüberschreitenden Projekte administrativ sehr aufwändig seien. Er sei derzeit selbst vom Thema Pflege betroffen, seine Verwandte werde sehr gut betreut.
Der ungarische Partner, der Gemeindeverbund Zalaegerszeg, war durch Bélad Zimboras, Stv. Leiter der Personalabteilung der Stadt Zalaegerszeg, vertreten. Er überbrachte Grüße vom Bürgermeister der Stadt Zalaegerzseg und wünschte sich, dass die Ergebnisse in einem neuen Projekt weitergeführt werden.
Mag.a Leena Pelttari, Geschäftsführerin des Dachverbandes Hospiz Österreich, betonte, dass der Einbezug von Angehörigen bei der Betreuung in einem Pflegeheim sehr wichtig ist. Seit 2006 erfolgt im Dachverband Hospiz Österreich eine intensive Auseinandersetzung mit dem Projekt HPCPH (Hospizkultur und Palliative Care in Pflegeheimen). Leena Pelttari bedankte sich bei allen ProjektmitarbeiterInnen und -partnerInnen für den Einsatz, um den unglaublichen Aufwand auf Projektträgerseite zu bewältigen.
Prim. Dr. Herbert Tillhof, Vorstandsvorsitzender Hospizbewegung Burgenland, informierte über den guten Erfolg des Projektes im Burgenland.

Harald Retschitzegger: „Im palliativen Dialog sein – vorsorgen und planen“

Zum Auftakt sprach Dr. Harald Retschitzegger, Msc, Präsident der Österreichische Palliativgesellschaft, über „Im palliativen Dialog sein – vorsorgen und planen“. Er verwies auf zwei wesentliche Faktoren gelingender medizinischer Versorgung in einem Alten- und Pflegeheim: die Kommunikationsfähigkeit der Ärztinnen und Ärzte – mehr Zuhören als Reden und mit allen im Betreuungsnetz im Gespräch bleiben – und den sogenannten Vorsorgedialog. Der Vorsorgedialog ist ein Instrument, das aus der Not der Heime entstand und nun vom Beirat HPCPH des Dachverbandes Hospiz Österreich erarbeitet und für ganz Österreich empfohlen wird. Im Vorsorgedialog werden in wiederholten interprofessionellen Gesprächen zwischen BewohnerIn, Angehörigen, Medizin und Pflege Wünsche und Vorstellungen der BewohnerIn für das Leben im Heim und kritische Situationen, besonders am Lebensende, besprochen und dokumentiert . Im Krisenfall sind dann verlässliche Informationen vorhanden, auf Basis derer die Pflegepersonen und ggf. NotärztInnen dem BewohnerInnenwillen entsprechende Entscheidungen treffen können.

Die Heime berichten aus der Praxis der Projektumsetzung

Als erste aus der Projektpraxis stellten VertreterInnen der teilnehmenden Träger und Heime aus dem Burgenland (Seniorenzentrum Kittsee, Volkshilfe Burgenland, Haus St. Nikolaus der Caritas Burgenland in Neusiedl/See und Haus St. Vinzenz der barmherzigen Schwestern in Pinkafeld) die Erfolge im Projekt vor. In Fallbeispielen und Rollenspielen ging es um Themen wie: Was verändert sich beim Einzug ins Heim – gesehen aus der Perspektive der neuen Bewohnerin: Kann ich mir Pflege leisten? Kann ich den pflegenden Personen vertrauen? Betont wurde auch die Selbstfürsorge der Betreuenden und wie sehr sich die Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen im Heim geändert und verbessert hat.

Mag. Gottfried Prinz vom Caritas Haus Schönbrunn/Wien stimmte in einem berührenden Lied nach der Pause auf die Beiträge der teilnehmenden Wiener Heime ein. Schwungvoll, heiter und mit Tiefgang gewährten das Caritas Haus Schönbrunn, das Haus Gartensiedlung Fortuna und das St. Carolusheim Einblick in ihre Erkenntnisse und Aktivitäten im Projekt. „Pfiat di Gott, Mitzi, vergiss mi nit“, mit diesen Worten verabschiedete sich eine Bewohnerin von ihrer soeben verstorbenen Mitbewohnerin, die sie begleitet hatte – was kann es Besseres geben, meinte Sr. Edith, als wenn Bewohnerinnen Bewohnerinnen begleiten?

Die Berichte aus der Praxis rundete die Präsentation von Trägervertretungen der teilnehmenden Heime aus Ungarn ab. Dr . Marx Gyuláné, Leiterin des Altenheim „Unsere Liebe Frau“- Zalaegerszeg, und Anikó Bálintné Szalai, Leiterin des Altenheims der Stadt Zalaegerszeg, berichteten von den Schulungen und Organisationsentwicklungsprozessen in beiden Heimen. Als besonders entscheidend stellte sich die Verbesserung der Kommunikation zwischen Patientinnen/Patienten, Angehörigen und dem zuständigen Arzt, der zuständigen Ärztin dar. Wichtig sind auch die psychische Betreuung sowie die Rituale des Abschieds. Weitere Fortbildungen sind geplant.

Sonja Thalinger: „Nachhaltigkeit bei HPCPH – wie kann sie erreicht werden?“

Sonja Thalinger Msc, Geschäftsführerin und Projektleiterin HPCPH im Landesverband Hospiz NÖ und Projektbegleiterin der Heime im Namen des Dachverbands Hospiz Österreich in Wien, sprach über das Thema „Nachhaltigkeit bei HPCPH – wie kann sie erreicht werden?“. Sie betonte, dass die Heimleitung hinter dem Projekt Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim stehen muss. Die Rollen müssen definiert sein und es muss eine Vernetzung im Haus und in die umgebende Gesellschaft bestehen. Weitere Faktoren zur Sicherung der Nachhaltigkeit entnehmen Sie bitte der Powerpointpräsentation.

Visionen und Botschaften

Abschließend wurden die TrägervertreterInnen nach ihren Visionen und Botschaften an Entscheidungsträger befragt: Wichtig seien Geld und Gesetze, mehr psychosoziale Betreuung, mehr PalliativmedizinerInnen und Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die gelebte Umsetzung von Hospizkultur in den Heimen selber, ohne die alle Gesetze nichts nützen. In Ungarn gibt es zusätzlich akuten Personalmangel. Das Projekt Narzisse hat dort erstmalig den Begriff Hospiz und Palliative Care in den Sozialbereich hineingetragen und wirkt vielfältig weiter.

Gestärkt vom Gesehenen, Geteilten und Erlebten gingen alle auseinander im Bewusstsein, das dieses Projekt und seine Mühen gute Resultate gefunden haben und in den Heimen für die BewohnerInnen, alle Betreuenden und die Angehörigen wirklich einen Unterschied machen.

Bericht:
Ernestine Kolar (bfi Wien) und Anna H. Pissarek (Dachverband Hospiz Österreich)

Diese Veranstaltung fand im Rahmen des Projektes „NARZISSE – Modellprogramm zur Hospizbetreuung entlang der Grenze“ statt (Programm zur grenzüberschreitenden Kooperation Österreich – Ungarn 2007 bis 2013; das Projekt wird durch die Europäische Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und durch das Land Burgenland kofinanziert).

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