Die Entwicklung von Hospiz- und Palliative Care ist von ihrer Entstehungszeit an international wie national mit Bildungsarbeit verbunden. Das von Dame Cicely Saunders 1967 gegründete St. Christopher‘s Hospice verstand sich von Beginn an als Betreuungsort von schwer kranken und sterbenden Menschen MIT integriertem Forschungs- und Fortbildungszentrum.

Auch in Österreich ist Weiterbildung in Hospiz- und Palliative Care seit Anbeginn Kennzeichen und Auftrag von HOSPIZ ÖSTERREICH und setzt sich das Ziel mehreren Dimensionen gerecht zu werden:

  • Knowledge: Wissensvermittlung auf hohem und evidenzbasiertem Niveau bis hin zur Diskussion aktueller Forschungsergebnisse
  • Skills: Erwerb praktisch umsetzbarer Fertigkeiten für einen verbesserten Praxisalltag – sowohl in klinischen Fragen als auch der Kommunikation, psychosozialen, ethischen und spirituell -existenziellen Herausforderzungen am Lebensende
  • Attitude: Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung und dem inneren Auftrag bei der Begleitung von schwer erkrankten Menschen. Dies gilt in jeweils adäquater Form für alle Aus- und Weiterbildungen in Hospiz- und Palliative Care, sei es für ehren- oder hauptamtlich Tätige, gleichermaßen.

Mehr zur Geschichte der Bildung in Österreich erfahren Sie hier

White Paper der EAPC zu Bildung im Bereich Hospiz und Palliative Care

Die European Association for Palliative Care (EAPC) publizierte im Jahr 2013 ein Konsensus-Papier (White Paper)[1, 2] in dem zehn Schlüsselqualifikationen definiert werden, die als „bench mark“ für Lehre, Aus-, Fort- und Weiterbildung verstanden werden können.

[1] Krumm N et al., Kernkompetenzen in der Palliativversorgung – ein Weißbuch der European Association for Palliative Care zur Lehre in der Palliativversorgung. In: Z Palliativmed 2015; 16(04): 152–167 (deutsche Version)
[2] Gamondi C, Larkin P , Payne S. Core competencies in palliative care: An EAPC white paper on palliative care education – Part 1. January 2013. European Journal of Palliative Care 20(2):86-91
Gamondi C, Larkin P , Payne S. Core competencies in palliative care: An EAPC white paper on palliative care education – Part 2. January 2013. European Journal of Palliative Care 20(3):140-145


Die 10 Kernkompetenzen sind

  1. Die Kernbestandteile der Palliativversorgung im Setting, in dem Patient:inn und An- und Zugehörige leben, anwenden
  2. Das körperliche Wohlbefinden während des Krankheitsverlaufs fördern
  3. Den psychologischen Bedürfnissen der Patient:innen gerecht werden
  4. Den sozialen Bedürfnissen der Patient:innen gerecht werden
  5. Den spirituellen Bedürfnissen der Patient:innen gerecht werden
  6. Auf die Bedürfnisse der pflegenden An- und Zugehörigen der Patient:innen in Bezug auf kurz-, mittel- und langfristige Umsorgungsziele reagieren
  7. Auf die Herausforderungen von klinischer und ethischer Entscheidungsfindung in der Palliativversorgung reagieren
  8. Umfassende Versorgungskoordination und interdisziplinäre Teamarbeit umsetzen, durch alle Settings hindurch, in denen Palliative Care angeboten wird
  9. Angemessene interpersonelle und kommunikative Fertigkeiten in Bezug auf Palliative Care entwickeln
  10. Selbstwahrnehmung üben und kontinuierliche professionelle Weiterbildung praktizieren.(Krumm et al., 2015)

Das White Paper beschreibt weiters ein dreistufiges Bildungskonzept, das sich international durchgesetzt hat.

1) In allen Berufsausbildungen im Gesundheitswesen soll ein Grundverständnis und -Konzept für Hospiz und Palliative Care vermittelt werden

2) Basis-Weiterbildung für jene Fachkräfte in der Grundversorgung, die regelhaft schwerkranke und sterbende Menschen betreuen

3) Spezialisierte Ausbildung zum Fachexperten/zur Fachexpertin in Palliative Care – bis zu universitärem Master-Niveau

Die Umsetzung in Österreich beschreiben die folgenden Abschnitte.

1) Hospiz und Palliative Care in Berufsausbildungen im Gesundheitswesen

HOSPIZ ÖSTERREICH empfiehlt explizit, dass Palliative Care in allen relevanten grundständigen Studiengängen und Ausbildungen in einem geeigneten Ausmaß vermittelt wird. Aktuell ist dies in den Berufsausbildungen im Gesundheitswesen nur teilweise in den Lehrplänen verankert. In der Ausbildung zum gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege waren beispielsweise pro Ausbildungsjahr 20 Wochenstunden Palliativpflege seit mehreren Jahrzehnten etabliert. Durch die Gesundheits- und Krankenpflegegesetz-Novelle 2016 hat sich hier einiges verändert. Auch in den Studiengängen Physiotherapie ist Palliative Care weitgehend verpflichtendes Unterrichts- und Prüfungsfach. In anderen Studiengängen ist Palliative Care / Palliativmedizin nicht oder kaum vertreten. Auch im Medizinstudium in Österreich wird die Empfehlung der Europäischen Palliativgesellschaft (EAPC) von 40 Unterrichtseinheiten bei weitem nicht erreicht [3].

[3] Toussaint V, Paal P, Simader R, Elsner F. The state of undergraduate palliative care education at Austrian medical schools – a mixed methods study. BMC Palliat Care. 2023 Oct 10;22(1):151. doi: 10.1186/s12904-023-01255-9. PMID: 37814283; PMCID: PMC10563205.

2) Basis-Weiterbildung für Fachkräfte in Österreich – Interprofessioneller Palliativbasislehrgang

Die Basis-Weiterbildung für Fachkräfte in der Grundversorgung wird in Österreich – historisch gewachsen – durch verschiedene Träger angeboten. Breitesten Zugang findet das berufsbegleitende multiprofessionelle Konzept des mit 30 ECTS Punkten bewerteten „Interprofessionelle Palliativ-Basislehrgangs“, in dem Ärzt:innen, Pflegepersonen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, Seelsorger:innen, medizinsch-therapeutische Berufe und Ehrenamtskoordinator:innen gemeinsam lernen und lehren. Interdisziplinärer Austausch und Vernetzung sowie die Reflexion bisheriger beruflicher und persönlicher Erfahrungen im Umgang mit Krankheit Sterben und Trauer bilden wichtige Kurselemente.

Diese derzeit in 8 Bundesländern und auch von der Hospizakademie Bamberg (D) angebotene Weiterbildung kann für Ärzt:innen mit dem Diplom Palliativmedizin, für Pflegende mit der Weiterbildung Palliative Care lt. GuK-WV, BGBl. II Nr. 453/2006 abgeschlossen werden.

Die Anbieter der Interprofessionellen Palliativbasislehrgänge geben gern Auskunft über die nächsten Termine. Ihre Kontaktdaten finden Sie unter Fachwelt – Bildung – Interprofessionelle Basislehrgänge

Im Bereich der Medizin wird von verschiedenen Trägern seit 2007 das Zusatzdiplom Palliativmedizin (70 Stunden) angeboten, teilweise allerdings in einem monodisziplinären Setting.

3) Spezialisierte Ausbildung zum Fachexperten/zur Fachexpertin in Palliative Care – bis zu universitärem Master-Niveau in Österreich

Für den modular aufgebauten dreistufigen Universitätslehrgang Palliative Care wird der Interprofessionelle Palliativbasislehrgang als Level I  angerechnet.  Bei der weiteren spezialisierten Ausbildung zum/zur Fachexpert:in in Palliative Care (Level II) bzw. zum Master of Science (Level III) stehen evidenzbasierte Wissensvermittlung, Kompetenzerweiterung in a) hochkomplexen Betreuungssituationen, b) Leitungsverantwortung, c) ethischen und kommunikativen Herausforderungen, sowie die Einführung in eigenes wissenschaftliches Arbeiten im Vordergrund. Die Bedeutung für und Verpflichtung zu dieser fundierten Weiterbildung ist auch in den 2023 veröffentlichten Qualitätskriterien gemäß § 6 HosPalFG ersichtlich[4].

Derzeit gibt es in Österreich einen Universitätslehrgang Palliative Care – gemeinsam organisiert von HOSPIZ ÖSTERREICH, Paracelsus Medizinische Universität (PMU) Salzburg und dem Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil Salzburg, der mit einer akademischen Graduierung (120 ECTS Punkte) abschließt. Der „Award for Palliative Care Leadership Programmes“ der European Association for Palliative Care (EAPC) und der European Palliative Care Academy (eupca) wurde am 15. Weltkongress der EAPC in Madrid im Mai 2017 dem Universitätslehrgang Palliative Care verliehen. Dieser Preis wird weltweit an Aus- und Weiterbildungsprogramme verliehen, die nachweislich Leadership in und damit auch die Entwicklung von Palliative Care ermöglichen und fördern. Ausschlaggebend waren u.a. der multiprofessionelle Ansatz, der an der Praxis orientierte Inhalt, ein Methodenmix, in dem sich Praxiserfahrung, Austausch, fachlicher Input und Forschungsmethoden erfolgreich verbinden, die integrierten Qualitätssicherungsmaßnahmen, die Sicherung der Nachhaltigkeit und die Tatsache, dass sehr viele der Absolvent:innen sich aktiv und erfolgreich in die Weiterentwicklung von Hospiz und Palliative Care in Österreich einbringen.

Mehr zum Universitätslehrgang unter www.ulg-palliativecare.at

[4] https://goeg.at/umsetzung_hospalfg

Ausbildung für Ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen in Österreich

Ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen in Österreich werden nach dem Curriculum von HOSPIZ ÖSTERREICH (80 Unterrichtseinheiten Theorie, 40 Stunden Praktikum) ausgebildet. Im Jahr 2013 hat HOSPIZ ÖSTERREICH ein Aufbaucurriculum für ehrenamtliche Kinder-Hospizbegleiter:innen entwickelt und herausgegeben. Ein österreichweites Curriculum für Trauerbegleitung wurde 2014 von der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerbegleitung erarbeitet. Seit 2023 wird ein Aufbaucurriculum für die Begleitung von Menschen mit Behinderungen erarbeitet.

Weitere Informationen zu den Befähigungskursen geben Ihnen gern die Anbieter, deren Kontaktdaten Sie unter Fachwelt – Bildung – Befähigungskurse für Ehrenamtliche finden.

Der Bereich Forschung und Lehre

Lehrstühle und Professuren für den Bereich Hospiz und Palliative Care

  • Universität Graz. Zentrum für interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung und Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie.
    Prof. Mag. Dr. Klaus Jürgen Wegleitner
  • Medizinische Universität Wien
    • Lehrstuhl für Palliativmedizin seit 2005.
      Leiterin: Univ. Prof.in Dr.in Eva Katharina Masel, MSc
    • Stiftungsprofessur für Pflegewissenschaft.
      Univ. Prof.in Dr.in Sabine Pleschberger, Privatdozentin für Palliative Care und Pflegewissenschaft
  • Universität Wien. Institut für Pflegewissenschaften
    • Assoz.-Prof.in MMag.a Dr.in Elisabeth Reitinger
    • Assoz.-Prof.in Dr.in Katharina Heimerl, MPH
  • Paracelsus Medizinische Universität Salzburg (PMU) Institut für Palliative Care.
    Univ.-Prof. Dr. Stefan Lorenzl
  • Sigmund-Freud-Universität Wien. Professur für Palliativmedizin.
    Prim. Univ.-Prof. Dr. med. univ. Rudolf Likar, MSc
  • Die Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Alpen Adria Universität Klagenfurt mit Standort Wien (IFF) wurde als Bereich mit 1.1.2019 aufgelöst, die Stellen in anderen österreichischen Universitäten integriert.

Kurs „Letzte Hilfe“

Ein niederschwelliges Angebot für alle Menschen, die sich für Grundinformationen zur Begleitung Schwerkranker und Sterbender am Lebensende interessieren. Die Teilnehmer:innen lernen an einem Nachmittag oder Abend „Letzte Hilfe“. Das Lebensende und das Sterben machen uns als Mitmenschen oft hilflos, unsicher und manchmal auch sprachlos. Der Letzte Hilfe-Kurs befasst sich mit den Wünschen, Problemen und Bedürfnissen von Menschen in der letzten Lebensphase.
Was kann ich tun?
Welche Hilfsangebote gibt es?
Wie kann ich den An- und Zugehörigen begegnen?

Der Kurs umfasst vier Module á 45 Minuten:

Modul 1: Sterben ist ein Teil des Lebens
Modul 2: Vorsorgen und Entscheiden
Modul 3: Leiden lindern
Modul 4: Abschied nehmen

Erfahrene Hospiz- und Palliativmitarbeiter:innen bieten Letzte Hilfe Kurse in Österreich an.

HOSPIZ ÖSTERREICH begrüßt das Angebot von Letzte Hilfe-Kursen als hilfreiche Möglichkeit, den Umgang mit Themen rund um das Lebensende in der allgemeinen Bevölkerung zu verbessern. Der Kurs ersetzt keinen Befähigungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter:innen oder professionelle Hospiz- und Palliative Care Aus- und Weiterbildungen.

https://www.letztehilfeoesterreich.at/

Zusätzliche Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Hospiz und Palliative Care

Zusätzliche Fort- und Weiterbildungsangebote finden sich neben Fachwelt – Veranstaltungen und Kongresse auch bei landeskoordinierenden Hospiz- und Palliativeinrichtungen in den Bundesländern und in Bildungszentren in ganz Österreich. Ein Blick auf deren Website und Veranstaltungen lohnt sich.

Einige davon sind:

Fachgesellschaften:

www.palliativ.at – Österreichische Palliativgesellschaft

www.geriatrie-online.at – Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie

 

Bildungszentren mit Schwerpunkten zu Hospiz und Palliative Care:

www.virgil.at – Bildungs- und Konferenzzentrum St. Virgil (Salzburg)

www.bildungshaus-batschuns.at – Bildungshaus Batschuns (Vorarlberg)

www.kardinal-koenig-haus.at – Kardinal König Haus (Wien)

 

Landeskoordinierende Einrichtungen

Landesverband Hospiz NÖ 

Landesverband Hospiz OÖ 

Hospiz Bewegung Salzburg

Hospizverein Steiermark

Tiroler Hospizgemeinschaft

Hospiz Vorarlberg

Landesverband der Kärntner Palliativ- und Hospizeinrichtungen