Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Keep calm and carry on networking

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In diesem Jahr wollen wir Ihnen in unserem Blog Innovationen im Bereich Hospiz und Palliative Care vorstellen. Für manche mag das vielleicht unpassend klingen – Innovationen und Sterben? Wie geht das zusammen? Was kann am Sterben verändert werden? Was kann in diesem Bereich innovativ sein?

Ich möchte Ihnen Daniel Peter Gressl vorstellen. Er ist DGKP, akad. Pflegemanager; freiberuflich Pflegender; Gründer der Ö-Nurse Praxis für Gesundheits- und Krankenpfleger, 1. Vizepräsident des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands und Community Nurse in Judenburg, Steiermark.

„Internationalen Beispielen folgend sollen Community Nurses in Österreich niederschwellig, bedarfsorientiert und bevölkerungsnah auf Gemeindeebene tätig werden. Das Angebot richtet sich an ältere zu Hause lebende Menschen, mit drohendem oder bestehendem Informations-, Beratungs-, Pflege- und/oder Unterstützungsbedarf, sowie deren pflegende und betreuende Angehörige und Familien. Ein zentrales Element stellt dabei der präventive Hausbesuch für Menschen ab dem 75. Lebensjahr dar.

Ziel ist es, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, das Wohlbefinden zu verbessern sowie den Verbleib von älteren Menschen im eigenen Zuhause nicht zuletzt durch Stärkung der Selbsthilfe von Betroffenen und deren Angehörigen zu ermöglichen….

Die Pilotprojekte zu Community Nursing sollen die Grundlage für weitere Änderungsprozesse in der Versorgungslandschaft darstellen. Es erfolgt eine umfassende Evaluierung, anhand derer über weitere Schritte nach 2024 entschieden werden kann. Veränderungspotentiale im extramuralen Bereich sollen dadurch identifiziert, analysiert und durch das engmaschige Monitoring und die Evaluierung für die Weiterentwicklung der Versorgungslandschaft genutzt werden.“ (CN Projektinformationen)

Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen ist Daniel Peter Gressl für die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure des Gesundheitswesens in der Stadtgemeinde Judenburg zuständig. In unserem Gespräch geht es um die Innovationskraft der Community Nursing Projekte. Zu Beginn möchte ich von ihm wissen, was der Unterschied zwischen einer Community Nurse und einer „gewöhnlichen“ Gesundheits-und Krankenpflegeperson ist.

„Was Community Nurses von freiberuflichen Gesundheits- und Krankenpflegepersonen unterscheidet, ist der Auftrag. Wir werden direkt von den Gemeinden oder Kommunen beauftragt, tätig zu werden. Wir arbeiten auf drei unterschiedlichen Ebenen: der politischen Ebene, der gesellschaftlichen Ebene und der individuellen Ebene. Unser Ziel ist es, das Wohlbefinden der einzelnen Menschen zu steigern und das Gesundheitsbewusstsein sowie den Präventionsgedanken innerhalb von Gemeinden, Unternehmen, aber auch Familien zu stärken. Dadurch, so hoffen wir, kommt es zu weniger Akutaufnahmen oder -einweisungen ins Krankenhaus und insgesamt zu einer Entlastung des Gesundheitssystems.“

Ich werde hellhörig. Dazu braucht es multiprofessionelle Vernetzung und Zusammenarbeit!

„Natürlich“ sagt Daniel Peter Gressl „Allein geht nichts. Gemeinsam und im Netzwerk können wir viel mehr bewegen und viel mehr Menschen erreichen.“

Dieser Ansatz ist der „Haltung“ in Hospiz und Palliative Care sehr ähnlich.

„Das stimmt.“, sagt Gressl „In allen Bereichen des Gesundheitswesens, eigentlich in allen gesellschaftlichen Bereichen, braucht es den Netzwerkgedanken. Wie könnten wir sonst die auf uns zukommenden Herausforderungen meistern?“

Stichwort ‚Hospiz und Palliative Care in der Grundversorgung‘. „Welchen Beitrag können Community Nurses für Menschen mit Bedarf an Hospiz- und Palliativversorgung leisten?“, möchte ich wissen.

„Wir können eine Nahtstelle zwischen den Spitälern, den Hausärzten, den mobilen Diensten, den Hospizteams sowie den Angehörigen sein. Wir wollen gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Familien vorausschauend planen und ihnen beratend zur Seite stehen. Zugleich unterstützen wir auch die unterschiedlichen Akteure, zum Beispiel den Hausarzt und die mobilen Dienste, bei der Vernetzung. Unser Ziel ist, dass jeder Mensch bis zum Schluss so selbstbestimmt wie möglich leben kann und gut versorgt ist.“

Wo sieht Daniel Peter Gressl die Community Nurses in 10 Jahren, frage ich ihn abschließend.

„Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren selbstverständlich zum Gesundheitssystem dazugehören und darin unsere Aufgabe erfüllen. Ich wünsche mir, dass wir eine Vollfinanzierung haben und in allen Gemeinden in allen Bundesländern vertreten sind. Community Nurses sollen in 10 Jahren als Berater:innen sowohl auf politischer Ebene, auf gesellschaftlicher Ebene und auf Individualebene arbeiten – und dies gemeinsam mit anderen – im Netzwerk. Denn nur gemeinsam sind wir stark.“

Quellen:
https://www.oe-nurse.at/
https://www.sozialministerium.at/Themen/Pflege/Community-Nursing.html, Abruf 15.01.2023

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