Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Begleitung bis zuletzt. Weißt Du… wenn wir das geschafft haben, dann können wir stolz sein

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Wenn ich weiß, dass wir unsere Mitarbeiter*innen so begleiten, wie wir unsere Klient*innen in ihrer letzten Lebensphase begleiten [wollen], dann weiß ich, dass es gut wird.“

Diesen ausdrucksstarken Satz sagt Susanne Csengel am Ende unseres Gesprächs zu mir. Susanne Csengel ist Pflegedienstleitung bei der Caritas der Erzdiözese Wien und hat die Implementierung von den Projekten HPCPH, HPC Mobil und dem Lebensqualitätsprojekt geleitet und begleitet. Sie lässt mich in unserem Gespräch an ihrer über 25jährigen Erfahrung mit Organisationsentwicklungsprozessen und -projekten teilhaben.

Sie erzählt:

„Was es auf alle Fälle braucht, ist, dass die Organisation überhaupt gewillt ist, einen Entwicklungsprozess durchzumachen, einen Organisationsentwicklungsprozess. Denn, wenn wir wollen, dass so zentrale Themen wie Hospiz und Palliative Care in der Grundversorgung in unserer Organisation verankert werden, dann muss die Organisation gleichzeitig kleinteilig und im großen Zusammenhang denken.“

Was bedeutet das?

„Nun, wir haben bei HPC Mobil, zum Beispiel, die Erfahrung gemacht, dass es zentral ist, Mitarbeiter*innen zu finden, die das Thema innerhalb der Organisation mittragen und gleichzeitig zu ihren Kolleg*innen hinaus tragen. Es braucht Mitarbeiter*innen, die die anderen mitnehmen und begleiten. Gleichzeitig haben wir auf Organisationsebene erkannt ‚Okay, wenn wir wollen, dass es gut wird und funktioniert, müssen wir in flexiblen Gruppen arbeiten‘. Wir haben also begonnen, unsere Teamstrukturen umzudenken und umzugestalten – weg von großen, schwerfälligen Teams mit starren Strukturen, hin zu kleinen, flexiblen Gruppen, die sich selbst organisieren.“

Das klingt nach sehr viel Vertrauen in die Mitarbeiter*innen…

„Natürlich“ sagt Susanne Csengel „nur, wenn wir unseren Mitarbeiter*innen etwas zutrauen und ihnen vertrauen, werden sie sich verantwortlich fühlen – verantwortlich für das Projekt und die Ziele. Es sind dann nicht mehr nur ‚die Ziele der Chefs‘, sondern IHRE Ziele“.

Gesteuerte Selbstorganisation – wie funktioniert das mit den Teamleitungen? Welche Rolle spielen sie dann noch?

„Tatsächlich ist es so,“ bestätigt Susanne Csengel „dass eine Auswirkung des HPC Mobil und Lebensqualitätsprojekts war, dass wir mittlerweile weniger Personen in der Führung haben. Gleichzeitig verändern sich die Aufgaben der Leitung. Wir sehen uns und unsere Leitungspersonen nicht mehr als ‚die Führungskraft, die sagt, wo´s lang geht‘, sondern als Coach und Berater, als Begleiter für die Mitarbeiter*innen“.

Susanne Csengel erzählt weiter: „Organisationsentwicklung passiert nicht schnell – die Organisation braucht Zeit. Zeit, um zu lernen, um eine ‚Lernende Organisation‘ zu werden und zu bleiben. Es braucht den Fokus und die Bereitschaft der Organisation, Entwicklung nach innen und nach außen zuzulassen und zu unterstützen.“

Ich finde, das klingt ziemlich gut… ob das christlich geprägten Organisationen mehr liegt, als anderen, möchte ich von ihr wissen.

„Nein“ erwidert Frau Csengel „aber was uns sicher zugutekommt, ist unsere grundsätzliche Haltung zum Leben und zur Begleitung in der letzten Lebensphase sowie unsere Größe und damit auch unsere finanziellen Mittel. Denn natürlich sind Finanzierung und Fördermöglichkeiten für Projekte wie HPC Mobil oder HPCPH ein wichtiges Thema und für kleine Organisationen sicher oft schwieriger als für große wie uns.“

Welche Eigenschaften eine Organisation, die hospizliche und palliative Haltung implementieren möchte, haben muss, frage ich abschließend.

„Es braucht die Bereitschaft der Organisation, den Bedarf und die Bedürfnisse der Menschen zu sehen, darauf zu reagieren, dadurch zu lernen und für diesen Prozess finanzielle Mittel aufzuwenden. Dazu ist das Vertrauen in die Arbeit der Leitungspersonen und der Mitarbeiter*innen zentral, Aufgaben abgeben zu können und zu akzeptieren, dass man den Weg nicht allein vorgibt, sondern gemeinsam geht und gestaltet.“

Susanne Csengel
ist Pflegedienstleitung der Pflege zu Hause der Caritas der Erzdiözese Wien und Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin


Infos zu Hospiz und Palliative Care im Pflegeheim (HPCPH) finden Sie unter https://www.hospiz.at/hospiz-palliative-care/hospiz-und-palliativecare-in-der-grundversorgung/hpc-in-alten-und-pflegeheimen/ 

Infos zu Hospizkultur und Palliative Care in der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause (HPC mobil) finden Sie unter https://www.hospiz.at/hospiz-palliative-care/hospiz-und-palliativecare-in-der-grundversorgung/hpc-in-der-betreuung-und-pflege-zuhause/