Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Frau Rosa: wie eine Figur auf Papier begeistern kann.

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Multiplikatoren*innen-Schulung für Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen (HPCPH) im Juni 2021

Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegheimen (HPCPH) sollte Standard sein. Knapp 200 österreichische Einrichtungen haben diesen schon implementiert.

Im Rahmen dieses Organisationsentwicklungsprozesses werden Mitarbeiter*innen der Einrichtungen auch fortgebildet – und zwar quer durch alle Berufsgruppen und Rollen. Es lernen alle gemeinsam: leitende Mitarbeiter*innen, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, Pflegefachassistent*innen, Ärzte*innen, Therapeut*innen, Haustechniker*innen, Reinigungskräfte, Verwaltungsangestellte, Küchenpersonal in einem Workshop.

Diese Workshops werden von HPCPH-Multiplikator*innen durchgeführt. Hier erhalten Sie einen Eindruck, wie diese ausgebildet werden und wie dann die Workshops in den Heimen durchgeführt werden:

Es ist Montag, 9.00 Uhr. Ein Seminarraum voller Menschen und Materialien. Papier, Stoffe, Modeschmuck, Stifte, Klebstoff. Die Teilnehmer*innen werden in drei Gruppen geteilt und gebeten, eine fiktive Person zu entwickeln. Eine Gruppe kreiert eine*n „typische*n“ Bewohner*in eines Pflegeheimes, die zweite Gruppe eine*n „typische*n“ Angehörige*n und die dritte Gruppe eine*n „typische*n“ Krankenpfleger*in.  Obwohl sich die Teilnehmenden kaum kennen und aus den unterschiedlichen Berufen kommen, entsteht in diesem kreativen Prozess ein intensiver Austausch über Bewohner*innen, Angehörige und Berufsgruppen. Es werden häufige Herausforderungen diskutiert, Biografien entwickelt und aus all diesen Materialien entstehen Figuren, mit denen sich die Teilnehmenden in kürzester Zeit identifizieren. Frau Rosa, ihre Tochter Elisabeth und Schwester Sonja – jede mit ihren Bedürfnissen, Sorgen, Ängsten und individueller Geschichte zum Thema Alter und  Lebensende.

Die Storyline-Methode

Eine Woche lang begleiten die Teilnehmenden der Multiplikatoren*innen-Schulung diese drei Figuren – vom Tag des Einzugs in das Altersheim bis zum Sterben von Frau Rosa. Die Teilnehmenden reflektieren gemeinsam, was es für alte Menschen bedeuten kann, ein letztes Mal umzuziehen, wie vorausschauende Planung gemeinsam mit der Tochter (VSD Vorsorgedialog®) gelingen kann, was Menschen mit Demenz von allen Mitarbeitern*innen eines Altersheims brauchen und, dass es für Heimbewohner*innen sehr wichtig sein kann, auch die Themen Tod und Sterben in das Leben zu integrieren. Zudem geht es auch darum, wie Mitarbeiter*innen selbst gesund bleiben können.  Durch die einfühlsame, aufmerksame und lebendige Moderation zweier Kursleiter*innen und die Möglichkeit, die eigene Arbeit und die persönlichen Einstellungen zu Themen des Lebens(endes) zu reflektieren, entsteht neben einer tiefen Verbundenheit zu den Figuren (und damit auch zu all jenen Menschen, für die wir im realen Leben verantwortlich sind) sehr gutes Basiswissen zu Hospiz und Palliative Care in der Geriatrie.

Es geht um die Lebensqualität in der letzten Lebensphase von hochbetagten Menschen

Diese Fortbildung und auch die Workshops in den Heimen setzen nah an den Lebenswirklichkeiten der Heimbewohner*innen, der Angehörigen und der Mitarbeiter*innen an und sind deswegen unmittelbar erleb-, spür-, und anwendbar. Teilnehmer*innen erhalten Wissen, erwerben Fertigkeiten und reflektieren, welche Haltung für die Begleitung von hochbetagten Menschen hilfreich und notwendig ist.