Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

PKD – was ist denn das?

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Herr W. kommt heute zu seinem vierwöchigen Kontrolltermin ins Tumorzentrum. Heute geht es ihm nicht besonders gut. Die Atemnot hat sich seit dem letzten Besuch wieder deutlich verschlechtert. Trotz Einnahme der verordneten Bedarfsmedikation hat sich seine Lebensqualität maßgeblich reduziert. Nach klinischer Untersuchung durch Herrn Dr. N. wird der Verdacht auf eine einseitige Wasseransammlung im Bereich der Lunge geäußert. Während Dr. N. die Zuweisung zur Ultraschalluntersuchung ausfüllt, telefoniert er mit dem Palliativkonsiliardienst (PKD) und bittet um Unterstützung bei der Erstellung eines Therapiekonzepts. Nach der Ultraschalluntersuchung wird Herr W. bereits von DGKP Simone und Frau Dr. T. in der Tagesklinik erwartet. Gemeinsam mit dem Patienten und den behandelnden Onkologen besprechen sie die erhobenen Befunde und überlegen, welche Maßnahmen am sinnvollsten durchzuführen sind. Da sich der Verdacht der Wasseransammlung wieder bestätigt hat und Herr W. schon mehrmals punktiert wurde, bietet sich zur weiteren Versorgung die Anlage einer Dauerdrainage zum Ablassen der Wasseransammlung an. Herr Dr. N. kümmert sich um die Zuweisung zur Radiologie, die diesen Eingriff vornimmt. Die Aufgabe des Palliativkonsiliardienstes ist es, nun gemeinsam mit dem Patienten und seinen Angehörigen ein Konzept für die zukünftige Versorgung zuhause sicherzustellen. Anhand der mitgebrachten Schautafeln und Verbrauchsmaterialien wird dem Patienten das Wesen und die Funktionsweise der geplanten Drainage erklärt. Auch die Gattin, die Herrn W. heute begleitet, bekommt so einen ersten Eindruck, was sie zuhause erwarten wird. DGKP Simone nimmt mit dem Mobilen Palliativteam telefonisch Kontakt auf und klärt die möglichen Versorgungsmodalitäten am Wohnort von Herrn W.

Für medizinische Fragen und Erklärungen kann sich Frau Dr. T. ausreichend Zeit nehmen. Gemeinsam mit dem Patienten werden die entsprechenden Anträge ausgefüllt, Versorgungsmaterial für zuhause bestellt und es wird ein Einschulungstermin für das Drainageverfahren mit der zuständigen Medizinproduktefirma vereinbart. Auch für die Ängste und Sorgen, die Herr W. angesichts der klinischen Verschlechterung seiner Situation heute mitgebracht hat, ist Zeit und Raum vorhanden. Die geplante Anlage der Drainage kann schon in wenigen Tagen stattfinden, weshalb dem Patienten nach Durchsicht seiner Medikationsliste noch die Steigerung der Bedarfsmedikation empfohlen und ein entsprechendes Rezept ausgestellt wird. Mit einer neuen Perspektive zur Verbesserung seiner Symptomatik kann Herr W. heute zu Mittag die Tagesklinik wieder verlassen. Auf DGKP Simone und Dr. T. wartet bereits die nächste Patientin, die aufgrund neu aufgetretener Schmerzen in Zusammenhang mit ihren Knochenmetastasen ungeplant auf der Onkologischen Station aufgenommen wurde. Die Stationsärztin hat sich bereits gemeldet und um Unterstützung bei Erstellung eines schmerztherapeutischen Konzepts gebeten. Gemeinsam machen sich DGKP Simone und Frau Dr. T. auf den Weg zur einen Stock höhergelegenen Station. Ihr Tag wird heute noch lange werden, denn auch von der chirurgischen Station und von der Neurologie liegen bereits Anfragen an den PKD vor, mit der Bitte um Unterstützung bei der Betreuung jener Patient*innen, wo nicht mehr die Heilung, sondern die Bewahrung von möglichst hoher Lebensqualität im Mittelpunkt steht.

Der Palliativkonsiliardienst ist im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried im Innkreis direkt an die Palliativstation des Krankenhauses angebunden und wird von ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter*innen der Palliativstation durchgeführt. Jährlich erfolgen ca. 1.200 Kontakte mit Palliativpatientinnen und –patienten. Die Zuweisung ist für alle Abteilungen des Krankenhauses möglich. Wöchentlich findet eine gemeinsame Besprechung mit dem Mobilen Palliativteam des Roten Kreuzes statt.

Infos zum Autor:

Herr OA Dr. Christian Roden ist Stv. Ärztlicher Direktor und Leiter der Palliativstation St. Vinzenz am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried im Innkreis.

Fotocredits: © Foto Hirnschrodt


Palliativkonsiliardienste (PKD) sind als spezialisierte Einrichtungen Teil des österreichischen Konzepts der abgestuften Hospiz- und Palliativversorgung für Erwachsene. Je nach Standort kann es zu verschiedenen Ausprägungen in der Umsetzung kommen. Wir unterscheiden drei verschiedene Formen von PKD’s: alleinstehende Teams, Teams gekoppelt an eine Palliativstation (wie im Beispiel oben) oder Teams, die als kombiniertes Palliativkonsiliardienst/ Mobiles Palliativteam arbeiten.

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