Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Auf der Suche nach Antworten – Vertiefungslehrgang Palliativpflege

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Robert Weindl schloss den Vertiefungslehrgang im November 2019 ab. In Vorbereitung auf diesen Blogbeitrag gab ihm Karin Böck, Lehrgangsleitung des Vertiefungslehrgangs Palliativpflege, folgende Fragen mit: Was war für dich besonders wichtig und weshalb würdest du anderen Pflegepersonen diesen Lehrgang empfehlen?

„Nach dem Palliativ-Basislehrgang 2018 in Batschuns in Vorarlberg habe ich mich entschlossen, den Ausbildungsweg Palliative Care weiter zu verfolgen. Die Erwartungen, Wünsche und Fragen an die Ausbildung, die Referent*innen und den Lehrgang waren groß.

Die Teilnehmer*innen kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie zum Beispiel Palliativstationen, Hospizeinrichtungen oder mobile Palliativteams, aber auch Kolleg*innen aus dem Akutbereich (Onkologie und Intensivstationen) waren vertreten.

Sehr spannend fand ich die Möglichkeit ‚über den Tellerrand‘ zu blicken. Die Teilnehmer*innen kamen nicht nur aus den Bundesländern Österreichs, sondern auch aus dem angrenzenden Ausland.

Austausch und Vertiefung zu Pflegethemen und Fragen, wie „Was machen die ‚Anderen‘ eventuell besser, anders?“, „Sind wir eigentlich auf einem guten Weg?“ oder „‘Kämpfen‘ sie mit den gleichen oder ähnlichen Problemen in ihrem Arbeitsumfeld?“ waren für alle ein wichtiger Teil der Fortbildung.

Für mich war es sehr wichtig, nicht nur die ‚klassischen‘ Pflegethemen zu vertiefen, sondern auch ethische und moralische Fragen meiner Tätigkeiten und die Probleme, denen ich tagtäglich begegne, zu erörtern. Dies fand ausreichend Raum im Vertiefungslehrgang.

Am Wichtigsten erschien mir der Diskurs in den Kleingruppen, in denen die verschiedensten Themen erarbeitet wurden. Jede/r Teilnehmer*in brachte Erfahrungen aus dem eigenen Bereich mit, so konnten unterschiedliche Vorschläge zu Lösungen der Problemstellungen erörtert werden.

Die Ergebnisse wurden dann in Impulsvorträgen den Teilnehmer*innen anderer Gruppen präsentiert. Dadurch wurde bereits spielerisch das Präsentieren der Abschlussarbeit geübt.

Viele Teilnehmer*innen nächtigten am Veranstaltungsort, so manche Diskussion konnte nach Ende der Lehrveranstaltung am Abend in gemütlicher Runde weitergeführt werden.

Vertiefung und Spezialisierung fanden nicht im Frontalunterricht statt. Alle Vortragenden kamen aus der Praxis und schafften es, den Bezug zum Pflegealltag herzustellen.

Das Thema Abschlussarbeit begleitete uns alle über den Großteil des Ausbildungsjahres. Der Respekt vor dieser Arbeit war bei allen spürbar.

Diese Bedenken und Ängste waren aber völlig unbegründet, da die Abschlussarbeiten von erfahrenen Dozent*innen des Lehrgangs betreut und begleitet wurden. Regelmäßige Feedbacks zu den Fortschritten der Abschlussarbeiten wurden auch außerhalb der Unterrichtsblöcke via Mail oder Telefonkonferenz gegeben. Ich wurde regelrecht süchtig aufs Recherchieren. Es tauchten immer neue Fragen auf, die ich beantwortet haben wollte.

Dies führte zu einer weiteren Vertiefung des Wissens. Mit diesem Effekt hatte ich am Anfang des Lehrganges nicht gerechnet.

Die logische Konsequenz aus dem Vertiefungslehrgang war meine Anmeldung zum Lehrgang für akademische ExpertInnen.“

Robert Weindl, DGKP an der Interdisziplinären Intensivstation am Landeskrankenhaus Bregenz


Auftrag des Vertiefungslehrgangs Palliativpflege ist es, die Palliativpflege auf der Grundlage von Evidence-based Nursing zu vermitteln. Evidence-based Nursing stützt sich auf externe Evidenz wie Studien und Leitlinien, auf die Expertise von Pflegepersonen und orientiert sich an den Erfahrungen und Präferenzen der betroffenen Menschen. Im Lehrgang wird – geleitet von dieser „Denk- und Arbeitsrichtung“ – palliativen Pflegethemen Raum gegeben.

Giovanni Maio beschreibt Pflege als einen „Berührungsberuf, der über die Kunst des behutsamen Herantastens sowie sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung verfügen muss“[1]. Dies gilt besonders in der Pflege und Begleitung von Menschen in der letzten Lebenszeit und in der Trauer. Gelehrt und gelernt wird es durch Zuhören, Hinhören und ein*e Fragende*r bleiben – auch im Vertiefungslehrgang.

Die Praxis der Palliativpflege lehrt, dass es oft keine einfachen Antworten gibt. Zu fragen, weshalb etwas so ist, wie es ist oder erscheint, eröffnet den fachlichen und ethischen Diskurs im kollegialen Austausch. Diesem Austausch Raum zu geben ist Auftrag der Dozent*innen.

Das Ziel des Lehrganges ist erreicht, wenn Studierende ihr Fachwissen vertiefen konnten und Fragen so spannend finden, dass sie mit Freude nach Antworten suchen in ihrem Arbeitsalltag, in der Literatur oder durch ein weiterführendes Studium.

DGKP Karin Böck MAS (Pall.Care)

Lehrgangsleitung und Dozentin Vertiefungslehrgang Palliativpflege

Referentin und Workshopleiterin zu unterschiedlichen Themen aus dem Bereich Palliativpflege, Vorstandsmitglied Fachgesellschaft Palliative Geriatrie (FGPG), Mitglied Kriseninterventionsteam Österreichisches Rotes Kreuz Ernstbrunn-Korneuburg-Stockerau. Bis zur Pensionierung Pflegedienstleiterin im Mobilen Caritas Hospiz der ED Wien.

Fotocredits liegen bei der Autorin

Wenn Sie Interesse am Universitätslehrgang Palliative Care der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, des Dachverbandes Hospiz Österreich und des Bildungs- und Konferenzzentrums St. Virgil haben, finden Sie Informationen dazu unter https://www.ulg-palliativecare.at/ : Level 1 und 2 können auch unabhängig voneinander besucht werden, Level 3 setzt Level 1 und 2 voraus.

[1]Maio, G. (2018). Werte für die Medizin. Warum Heilberufe ihre eigene Identität verteidigen müssen, München: Kösel Verlag, S. 58.