Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

Herz und Hirn

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Darf ich Sie heute mitnehmen zu Überlegungen, die mich im Moment beschäftigen?

„Bei Euch ist so eine angenehme Atmosphäre! Ich möchte am liebsten hierbleiben!“

„Meine Mutter war so negativ eingestellt und jetzt kommt sie mit einer Freude zu euch. Das ist sehr schön.“

Diese und ähnliche Aussagen begegnen mir in meinen Gesprächen mit Angehörigen und Nahestehenden der uns anvertrauten Personen sehr häufig. Meine Antwort ist dann immer: „Ja, das, was Sie spüren, diese offene und einladende Atmosphäre wird von meinen Kolleginnen und Kollegen geprägt. Denn sie vereinen beides – Herz und Hirn.“

Vor einigen Wochen habe ich begonnen, mich näher damit zu beschäftigen, was „Herz und Hirn“ denn eigentlich bedeutet. Die meisten Menschen werden vermutlich – ähnlich wie ich – es als Kombination aus theoretischem sowie praktischem Wissen („Hirn“) und all dem, was wir mit „Herz“ meinen, verstehen.

„Sich ein Herz fassen“ bedeutet, mutig zu sein und etwas zu wagen. „Das geht mir ans Herz“ meint, durch etwas berührt zu werden. „Das Herz bricht mir“ bezeichnet große Traurigkeit. „Das Herz geht mir auf“ beschreibt Freude, genauso wie „Das Herz geht mir über“. – In „Herz“ steckt also die ganze Vielseitigkeit und Bandbreite der Gefühle.

Aber heißt mit „Herz und Hirn“ automatisch, dass qualitativ hochwertiges Arbeiten mit den uns anvertrauten Menschen gewährleistet wird?

Ich bin mir nicht sicher.

Einerseits ist es wichtig, theoretisches Wissen zu besitzen, viele Erfahrungen im Leben und praktisches Wissen gesammelt zu haben. Andererseits ist es notwendig, ein „Herz“ zu haben, mitfühlend und achtsam in den Begegnungen, in der Pflege und Betreuung, zu sein.

Jedoch kann beides, „Herz und Hirn“, nur dann den vollen Wert entfalten, wenn die Reflexion des eigenen, täglichen Handelns dazukommt.

In meiner Erfahrung ist diese laufende Reflexion von „Herz“ und „Hirn“ und dem Zusammenspiel der beiden unabdingbar, um in den Pflege- und Betreuungsberufen – oder vielleicht sogar in allen Berufen? – zu bestehen. Diese Reflexion geschieht in unserem Team regelmäßig in Supervisionen, durch kollegialen Austausch und durch kollegiale Beratung. Ich selbst schätze es auch sehr, in mich zu gehen und mit mir über mich selbst und meine Handlungen nachzudenken. Mich mit meinem „Herz und Hirn“ zu beschäftigen.

„Herz und Hirn“ in der Balance zu halten ist nicht nur notwendig für eine dem Menschen zugewandte, professionelle Pflege und Betreuung. Die Balance ist auch notwendig, um als Pflegende*r „gut bei sich“ zu bleiben.

Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Thema gemacht? Lassen Sie uns an Ihren Überlegungen teilhaben unter blogkommunikation@hospiz.at

Marianne Buchegger

Bildquelle- https://medium.com/@vnm26x/balance-is-key-in-life-3cba1e0a0976