Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Österreich

2. Symposium Buntes Leben von Ehrenamtlichen in der Hospiz- und Palliativarbeit, Reed Messe Wien

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„Der volle Saal und die Stehplätze zeugen von der guten Organisation des Symposiums“, mit diesen Worten bedankte sich der Präsident des 5. Österreichischen Palliativkongresses Prof. Dr. Herbert Watzke, in dessen Rahmen das Symposium stattfand, für die gute Zusammenarbeit von Österreichischer Palliativgesellschaft und Hospiz Österreich: „Ehrenamt ist einer der wesentlichsten Bausteine der Arbeit auf unserer Palliativstation. Durch Ehrenamtliche wird etwas eingebracht, was sonst nicht machbar wäre. Wohin immer die Entwicklung des Ehrenamtes geht, ich wünsche eine gute Zukunft, damit es den Patient/innen noch besser geht.“

In seiner Begrüßung ging Rudolf Hundstorfer, Bundesminister für Soziales, auf den hohen Anteil an ehrenamtlich tätigen Personen in der österreichischen Bevölkerung ein und darauf, dass die Politik Rahmenbedingungen schaffen müsse, die Ehrenamt ermöglichen. Gerade der Hospiz- und Palliativbereich zeige auf, dass diese Arbeit nur gemeinsam von hauptberuflich und ehrenamtlich tätigen Menschen möglich ist. Der Abschluss der Enquete-Kommission „Würde am Ende des Lebens“ habe deutlich gemacht, dass der weitere Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung notwendig sei, nachdem der Ausbaugrad derzeit bei 50% liege. Sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die entsprechende materielle Ausstattung müssen passen. Der Pflegefonds biete dafür entsprechende Ressourcen. Die demographische Entwicklung weise das Älterwerden der Bevölkerung als tolle Entwicklung auf, schaffe aber zugleich neue Herausforderungen. Hundstorfer bedankte sich bei allen im Hospizbereich Tätigen und bei den Organisator/innen des Kongresses.

„Hospiz und Palliativ ist jetzt in den Herzen der Menschen angekommen“, mit diesen Worten spannte Waltraud Klasnic, Präsidentin von Hospiz Österreich, den Bogen vom ersten Symposium im Jahr 2011 in Klagenfurt unter dem Thema „Miteinander zum richtigen Zeitpunkt“ über die Hospizenquete 2014 bis zum heutigen Symposium zur Buntheit des Ehrenamtes und betonte, wie wichtig eine sensible mediale Berichterstattung zur Thematik sei: „Wir haben schon einiges geschafft, dennoch haben wir noch viel zu tun, was vor uns liegt!“. Dies verband sie mit dem Dank für das große Geschenk der Entwicklung der letzten Jahre.

Sheila Payne, EAPC-Präsidentin bedankte sich in ihrer Grußbotschaft bei Ros Scott und Leena Pelttari für die Schaffung der EAPC Task Force für Ehrenamtliche in der Hospiz- und Palliativarbeit Europas.

Die folgenden Beiträge zur Zukunft des Ehrenamtes in Europa machten deutlich, dass es eine Zukunft des Ehrenamtes gibt und ein großes Interesse daran besteht, diese Zukunft mitzugestalten

Berichte aus den teilnehmenden Ländern – Country reports
Ros Scott stellte die Entwicklungen in UK und Irland dar, indem sie die verschiedenen Tätigkeitsfelder von Ehrenamtlichen aufzählte, die vielfach im Management, in Haushaltstätigkeiten und im Fundraising eingesetzt sind. So gebe es im UK 160.000 Ehrenamtliche, die insgesamt 23 Mio. Stunden pro Jahr in einer ökonomischen Größe von £ 150 Mio. leisten. Gerade seitens des UK bestehe großes Interesse von Ländern zu lernen, in denen Ehrenamtliche im direkten Patientenkontakt stünden.
Die gesellschaftlichen Veränderungen wurden folgendermaßen skizziert: Menschen arbeiten länger, haben weniger Zeit und Ehrenamtliches Engagement ist für sie weniger interessant. Auch das Aufbringen von Geldmitteln werde zunehmend schwieriger. Demgegenüber bestehe größeres Interesse an Kurzzeit-Engagements und es werde stärker unter verschiedenen Angeboten ausgewählt . Nötig sei vor allem auch eine bessere Schulung des Personals für den Umgang mit Ehrenamtlichen.

Piotr Krakowiak, polnischer Priester, stellte die Entwicklung in Osteuropa dar: „Der frühe Beginn der Hospizentwicklung in Polen in den 1980er Jahren hat einen sehr einfachen Grund. Der Mann der Hospiz-Gründerin Cicely Saunders war Pole und so hat sie die Hospizidee auch nach Polen gebracht.“ Mit der Professionalisierung des Ehrenamtes kam es zu einem deutlichen Sinken der Zahl von Ehrenamtlichen. Dies machte eine Rückbesinnung auf die Wurzeln von Hospiz erforderlich, sowie die Schulung der Koordinator/innen für die Leitung von Ehrenamtlichenteams. Dem Bereich der Bildung komme angesichts begrenzter Ressourcen besondere Bedeutung zu. Auch die Spiritual Care sei eine Domäne des Ehrenamtes, die Advokaten der spirituellen Bedürfnisse Betroffener seien.

Jos Somsen widmete sich den Entwicklungen in den Benelux-Ländern und wies darauf hin, dass die Klient/innen zunehmend kritischer und anspruchsvoller würden. Die demographische Entwicklung lasse den Gipfelpunkt der Todesfälle im Jahr 2050 erwarten.
Aber auch bei den Ehrenamtlichen seien Veränderungen bemerkbar, so sei die jüngere Generation beschäftigter und habe weniger Zeit. Ihre Mitarbeit in einer Organisation sei dadurch kürzer. Sie seien zudem gebildeter und die persönliche und spirituelle Entwicklung sei eine wichtige Motivation, mache aber die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher schwieriger. Die Betreuungsfälle seien zunehmend komplexer und machen eine qualitätsvollere Befähigung erforderlich.

Leena Pelttari stellte die Entwicklungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz dar und betonte, dass durch das Herauswachsen aus einer kleinen Bürgerbewegung hin zu einer großen und anerkannten Bewegung im Gesundheits- und Sozialwesen mehr Struktur und Organisation gefordert seien. Neben der geringeren und kürzeren Verfügbarkeit der „neuen Ehrenamtlichen“ gebe es ein höheres Interesse an der Mitarbeit bei begrenzten Projekten und eine höhere Reflexionsbereitschaft. Als große neu zu betreuende Personengruppen kommen die Bewohner/innen von Pflegeheimen dazu, wie auch Kinder und Jugendliche, wie auch trauernde Menschen.
Als besondere Herausforderungen stellte Pelttari dar, dass mehr Wissen und Bewusstsein über die Rolle der Ehrenamtlichen nötig seien und Ehrenamtliche sowie hauptberuflich Tätige nicht in Konkurrenz stehen, sondern einander auf gleicher Augenhöhe begegnen müssen . Dazu gilt es auch, die Kultur der Anerkennung zu stärken und mehr über die Wünsche und Vorstellungen von Ehrenamtlichen in Erfahrung zu bringen. Damit Ehrenamtliche als wichtige Ressource wahrgenommen werden, muss immer wieder das Feuer neu entfacht werden. Die Standards und Regelungen müssten in der richtigen Balance zur Freiheit der FREIwilligen stehen.

Rosalma Badino präsentierte die Situation in Italien und Südeuropa und stellte als besondere Aufgabe die Anwerbung jüngerer Ehrenamtlicher dar, bei denen das Engagement sowohl für die Persönlichkeitsentwicklung als auch für die berufliche Tätigkeit von Nutzen sein kann.

Nach dem Austausch in Kleingruppen über Geschichten und Erfahrungen von und mit ehrenamtlicher Tätigkeit, die auch den Auftakt für ein europaweites Projekt darstellten, und dem Mittagessen wurden am Nachmittag vier Workshops angeboten zu den Themenkreisen Spiritual Care, Neue Aspekte und Herausforderungen des Ehrenamtes, Management und Organisation und Freie Fragestellungen.

Erste Ergebnisse einer Studie über das Ehrenamt – First results from the survey on volunteering
Im Anschluss wurden von Katharina Pabst und Michaela Hesse aus Deutschland erste Ergebnisse einer Studie über das Ehrenamt in Hospiz und Palliative Care in Europa vorgestellt und diskutiert. Die Studie erhebt Einschätzungen zu den Themenkreisen Rolle, Motivation, Aufgabe, Ausbildung und Herausforderungen für die Zukunft in einer breit angelegten Fragebogenaktion. In einer ersten Runde, in der Verantwortliche der Hospiz- und Palliativdienste in 35 Ländern befragt wurden, wurden altruistische Motive als Hauptgrund für das Engagement genannt und erst an letzter Stelle die Persönlichkeitsentwicklung. Als Alleinstellungsmerkmal der ehrenamtlichen Tätigkeit steht der Faktor „Zeit“, der Ehrenamtliche zum Herz des Hospizes macht. Danach wurde „Geld“ angesprochen, da Ehrenamtliche Kosten gering halten und sich selbst am Fundraising beteiligen. Als „Extras“ wurde benannt, dass Ehrenamtliche etwas anbieten und Wünsche erfüllen können, was anderen in dieser Form nicht möglich ist. Wichtig war auch die Zusammenarbeit zwischen Professionellen und Ehrenamtlichen, wozu eine Klarheit in Rolle, Verantwortung und Grenzziehung gefordert ist. Es gilt auch zwischen den für diesen Bereich geeigneten und ungeeigneten Personen zu unterscheiden.

Europäisches Positionspapier zum Thema „Ehrenamt stärken“ – Charta on Volunteering
Anne Goosenssen und Jos Somsen aus den Niederlanden stellten danach Grundzüge für ein europäisches Positionspapier zum Thema „Ehrenamt stärken“ vor und nutzten das Plenum, um die Prioritäten für dieses Papier festlegen zu können.

Mit dem Symposium haben Hospiz Österreich und die Österreichische Palliativgesellschaft ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung der ehrenamtlichen Hospizarbeit in Europa gesetzt. „Das große Geschenk der ehrenamtlichen Begleitung ist das einfache DA-Sein, Zeit zu haben und ein Stück Alltäglichkeit in eine schwierige Situation zu bringen. Ehrenamtliche stehen auch für gesellschaftliche Werte wie Solidarität und Mitmenschlichkeit“, so Leena Pelttari, Geschäftsführerin von Hospiz Österreich und Hauptorganisatorin der Veranstaltung.

Wir danken MMag. Christof Eisl, Geschäftsführer Hospizbewegung Salzburg, für die Bereitstellung dieses Beitrags, der in ähnlicher Form in Lebensfreude 2_2015 erscheinen wird!

Das genaue Programm finden Sie hier in Deutsch und Englisch

Summary of the Symposium in English

Die Poster zum Ehrenamt in den einzelnen Ländern/Posters:

 

Aus den Workshops/Notes from the Workshops:


We thank all presenters and workshop facilitators for their valuable contributions!

Wir danken dem Sozialministerium und der ERSTE Stiftung sehr herzlich für die Unterstützung!